Am 23.09. hat Martin Büsser zu unserer Bestürzung den Kampf gegen den Krebs verloren. Auch wenn uns die Nachricht von seinem Tod nicht unvorbereitet erreichte, bedeutet sie einen schweren, kaum begreiflichen Schock.
Wir verlieren mit Martin einen hochgeschätzten Kollegen, Freund und passionierten Mitstreiter. Er hat als Kunsthistoriker und Musikjournalist, als langjähriger Autor der Zeitschriften Jungle World, konkret, Stadtrevue und Intro, als Mitgründer der testcard und des Ventil Verlags und als Verfasser zahlreicher Bücher die kulturtheoretischen und -politischen Diskurse hierzulande in den vergangenen zwei Jahrzehnten nachhaltig geprägt.
Schallplatten, Kunstwerke, Filme und Bücher waren für Martin nicht nur um der ästhetischen Distinktion willen von Belang. Es ging ihm stets um mehr. Es ging um deren Bedeutung als potentielle, kleinste Widerstandseinheiten im Kampf gegen den nationalistischen, rassistischen, sexistischen und antisemitischen Status Quo im Allgemeinen und die hegemoniale kulturbetriebliche Verblödungsmaschinerie im Besonderen.
Diesen Kampf weiterzuführen ist das Erbe, das uns Martin hinterlassen hat. Und es ist nun an uns, dies im Gedenken an ihn tagtäglich aufs Neue in die Tat umzusetzen.
Wolfgang Brauneis
Die Abbildung zeigt die Installation "Pay for Your Pleasure" (1988), eine seiner Lieblingsarbeiten von Mike Kelley.